Synoptische Übersicht - Mittelfrist

ausgegeben am Montag, den 16.06.2025 um 10.30 UTC



Ruhiges Hochdruckwetter; am Wochenende im Südwesten zunehmende Wärmebelastung. Zu Beginn kommender Woche von Westen eventuell unbeständiger.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 23.06.2025

Zumindest bis zum kommenden Wochenende steht erst einmal ruhiges Hochdruckwetter ohne jegliche markante Wettererscheinungen ins Haus.

Am Donnerstag, also zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, befindet sich Deutschland zwischen einem breiten Langwellentrog über Nord- bzw. Osteuropa und einem, von Südwesteuropa bis zum Nordmeer reichenden robusten Höhenrücken unterhalb einer recht glatten nordwestlichen Höhenströmung. Der Rücken stützt ein umfangreiches Bodenhoch über der Nordsee, das sich bis Freitagfrüh auf über 1030 hPa verstärkt und von dem aus ein breiter Keil über die Mitte des Vorhersagegebietes südostwärts reicht. Die Kaltfront eines Tiefs über dem Westen Russlands überquert am Donnerstag/Nacht zum Freitag noch die Mitte Deutschlands und löst sich über Süddeutschland dann vollends auf. Sie erweist sich bei zunehmenden Hochdruckeinfluss als kaum wetterwirksam und macht sich nur in Form von vorübergehend etwas stärkerer Bewölkung bemerkbar, es bleibt aber trocken. Lediglich an den Alpen können sich - orographisch getriggert - vereinzelt Schauer, eventuell auch ein kurzes Gewitter entwickeln. Der Frost folgt mit lebhaftem Nordwestwind (an der Ostseeküste Böen Bft 7) ein Schwall recht kühler Luftmassen aus dem skandinavischen Raum, im Nordosten sinkt T850 hPa vorübergehend auf etwa +3 Grad, so dass die Höchstwerte im Norden und Osten sich lediglich zwischen 17 und 22 Grad bewegen. Im äußersten Südwesten und Süden hält sich dagegen noch deutlich wärmere Luft (T850 hPa 12 bis 14 Grad), in Südbaden dürfte es vielleicht noch für knapp 30 Grad reichen.

Am Freitag und Samstag etabliert sich über dem nahen Ostatlantik ein Langwellentrog und amplifiziert südwärts bis fast zu den Kanaren. Er stützt den umfangreichen Höhenrücken über Westeuropa. Der breite Potenzialtrog über Nordost- und Osteuropa kann sich durch einen weiteren Kaltluftvorstoß regenerieren und kommt nur wenig nach Osten voran. Daraus ergibt sich insgesamt ein Omega-Muster, das sich als stabil und nur wenig progressiv erweist. Insgesamt kommt der Höhenrücken aber vor allem mit seinem Nordteil etwas nach Osten voran und reicht am Samstag über die Nordsee und die Norwegische See bis ins Seegebiet knapp westlich von Spitzbergen. Die antizyklonale nordwestliche Höhenströmung über Mitteleuropa steilt somit etwas auf. Der Rücken stützt weiterhin das umfangreiche Bodenhoch, das seinen Schwerpunkt tendenziell von der Nordsee langsam Richtung Südskandinavien/südliche Ostsee verlagert. An dessen Südflanke strömt in den Nordosten zunächst noch recht kühle Luft aus dem skandinavischen Raum, ansonsten aber von Osten her trockene Festlandsluft in das Vorhersagegebiet, die sich vor allem im Südwesten allmählich wieder erwärmen kann (T850 hPa am Freitag, 18 UTC zwischen 4 Grad im Nordosten und 14 Grad in Südbaden, am Samstag, 18 UTC zwischen 6 Grad im Nordosten und 16 Grad am Kaiserstuhl). Somit scheint am beiden Tagen meist die Sonne, lediglich im Nordosten und Norden ist es zeitweise locker bewölkt, eine geringe Schauerwahrscheinlichkeit besteht am Freitag noch am Alpenrand. Im Norden und Osten bleibt es mäßig warm bis warm mit 22 bis 27 Grad am Samstag (Küsten: 20 Grad), im Süden und Westen wird es vor allem am Samstag wieder sehr warm mit Maxima zwischen 26 und 30 Grad, am Oberrhein bis 32 Grad.

Am Sonntag tropft der ostatlantische Langwellentrog nordwestlich der Iberischen Halbinsel ab, das nördliche Trogresiduum greift am Montag bei sich verschärfender Frontalzone an dessen Südflanke auf Skandinavien über. Der Höhenrücken wird dabei von Norden her über dem Nordmeer rasch "abgehobelt", weiter südlich bleibt er aber robust und reicht am Montag vom westlichen Mittelmeerraum bis nach Benelux mit zu den Britischen Inseln bzw. nach Osteuropa gerichteten Höhenkeilen. Das Bodenhoch über Südskandinavien wird dagegen abgebaut und ins östliche Mitteleuropa bzw. nach Osteuropa abgedrängt, bis Montag etabliert sich allerdings ein weiteres Hochdruckgebiet über dem Norden der Britischen Inseln. An der Südwestflanke des Hochs gelangen am Sonntag und Montag mit Winddrehung auf Südost eine allmählich etwas wärmere, aber nach Lesart des IFS weiterhin eine kontinental geprägte, trockene Luftmasse ins Vorhersagegebiet. Zwischen den beiden Hochschwerpunkten greift am Montag/Nacht zum Dienstag von Nordwesten her eine flache Tiefdruckrinne auf Deutschland über, die sich innerhalb der trockenen Luftmasse aber als nicht weiter wetterwirksam erweist. Somit scheint an beiden Tagen vielerorts die Sonne, vor allem am Montag ziehen mit der Rinne zeitweise lockere Wolkenfelder durch, für Schauer sollte es nach IFS aber nicht reichen. Es wird noch etwas wärmer, im Süden und Westen auch heiß mit 28 bis 33, vielleicht 34 Grad, im Norden und Osten bleibt es mit 23 bis 28 Grad angenehmer.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt nach IFS (dass es noch andere Lösungen gibt, dazu mehr im Modellvergleich) der Höhenrücken robust und reicht zu Wochenmitte vom zentralen Mittelmeerraum über das westliche Mitteleuropa, die Nordsee und Island bis nach Südgrönland. Flankiert wird er vom Höhentief südwestlich der Britischen Inseln und einem Langwellentrog über Nordost- bzw. Osteuropa. Im Vorhersagegebiet dominiert somit schwacher Hochdruckeinfluss; die flache Tiefdruckrinne vom Montag dringt am Dienstag (weiterhin ohne Niederschläge) noch bis zur Landesmitte vor und füllt sich dann rasch auf. Danach kommt die sehr warme bis heiße und allmählich etwas feuchtere Luftmasse im Südwesten des Landes etwas nach Nordosten voran, vor allem im Südwesten und in der Mitte steigt die Wärmebelastung bei dann auch zunehmender Gewittertätigkeit deutlich an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Sonntag erweist sich der aktuelle Lauf als konsistent zu seinen beiden Vorgängern. Lediglich die Geometrie des Höhenrückens bzw. der Schwerpunkt des Bodenhochs weisen kleinere Differenzen auf, die aber nur geringen Einfluss auf die Temperaturprognosen haben. Danach werden die Unterschiede größer: Nach Lesart des gestrigen 00 UTC-Laufes werden am Dienstag weite Teile des Landes (Ausnahme: Äußerster Norden) von heißer Subtropikluft geflutet (T850 hPa über 20 Grad), während die beiden aktuellen Läufe diese lediglich bis maximal zur Landesmitte vorankommen lassen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ähnlich wie die IFS-Läufe unterscheiden sich auch die Globalmodelle zunächst lediglich hinsichtlich der Geometrie des Omega-Musters und der genauen Lage des Bodenhochs. Nach Lesart des ICON 00 UTC ist das Hochdruckgebiet am Wochenende schwächer aufgestellt und der Schwerpunkt befindet sich nicht, wie in den anderen Modellen, über Südskandinavien bzw. dem östlichen Mitteleuropa, sondern reicht eher von Mitteleuropa über die Nordsee bis zum Nordmeer. Somit streift das Frontensystem eines von Südskandinavien nach Ostpolen/Weißrussland ziehenden schwachen Tiefs noch in stark abgeschwächter Form den Norden und Osten Deutschlands, bringt aber keine Niederschläge. Zu Beginn kommender Woche werden die Differenzen dann aber durchaus signifikant. Während der Rücken nach Lesart des IFS und - bei etwas anderer Geometrie - auch nach GEM mindestens bis Wochenmitte einigermaßen robust bleibt (höchstens "Trogstreifschuss" im Norden und in der Mitte), wird er im GFS rasch nach Osteuropa abgedrängt und am Dienstag/Mittwoch greift ein Höhentrog von Westen her auf West- bzw. später auf Mitteleuropa über. Diesem ist ein Frontensystem vorgelagert, das (nach einer eventuell signifikanten Gewitterlage am Montag) ab Dienstag deutlich kühlere Meeresluft nach Mitteleuropa führt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die 51 ENS-Member des IFS, der Haupt- und Kontrolllauf verteilen sich im Zeitraum 72 bis 96 Stunden auf drei Cluster, die sich bzgl. der Wetterentwicklung in Mitteleuropa nicht signifikant unterscheiden (Großwetterlagenregime: Blocking).

Für den nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) ergeben sich vier Cluster. Alle starten mit dem auch vom deterministischen Lauf gezeigten robusten Höhenrücken über West- bzw. Mitteleuropa. Das Zünglein an der Waage für die Richtungsvorgabe der Wetterentwicklung in der erweiterten Mittelfrist ist aber der Cut-Off-Prozess am Wochenende vor Südwesteuropa. Nach Lesart des CL 1 (15 Member) kann sich zu Beginn kommender Woche nach Vollzug des Abtropfprozesses das übriggebliebene, zunächst schwache nördliche Trogresiduum zu Beginn kommender Woche im Lee des skandinavischen Küstengebirges deutlich verstärken und drängt den Rücken nach Süden ab, während sich über Nordwesteuropa ein neuer Rücken aufbaut (Großwetterlagenregime: "Atlantic Ridge"). Das Frontensystem eines sich über Südskandinavien verstärkenden Bodentiefs greift dann bereits am Montag auf das Vorhersagegebiet über und leitet die Advektion kühlerer Meeresluft von Nordwesten her ein. CL 2 (13 Member, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf) und CL3 (12 Member) simulieren dieses Trogresiduum schwächer und weiter nördlich, entsprechend bleibt der Rücken auch zu Beginn kommender Woche noch robust und es gibt höchstens einen "zyklonalen Streifschuss" (Großwetterlagenregime: "Blocking"). CL 4 (11 Member) ähnelt dagegen der aktuellen GFS-Variante: Der Abtropfprozess vollzieht sich bereits früher und das einstige Trogresiduum greift als markanter Höhentrog auf Nordwesteuropa bzw. die Norwegische See über (Großwetterlagenregime: BlockingNAO positiv). Die Kaltfront des daraus resultierenden Tiefdruckgebietes über der Norwegischen See überquert zu Wochenbeginn rasch das Vorhersagegebiet und leitet, ähnlich wie in CL 1, die Zufuhr maritim erwärmter Polarluft ein.

Wie es danach weitergeht, ist noch völlig unklar. Die sechs Cluster bieten ein ganzes Potpourri von Lösungen an, wobei insgesamt noch die antizyklonalen Varianten (Blocking bzw. Atlantic Ridge) wohl knapp überwiegen (inklusive des Haupt- und Kontrolllaufes), gleichzeitig aber durchaus auch zyklonale Varianten angeboten werden (v.a. Cluster 1 mit Wz). Die Großwetterlagenverteilung nach Paul James bietet ab dem 24.6. zu etwa einem Drittel zyklonale Lösungen an.

Die Rauchfahnen zeigen bei nur langsam breiter werdenden Spread bzgl. der 850 hPa-Temperatur für alle Gitterpunkte bis zu Wochenbeginn steigende Tendenz, wobei sich der Hauptlauf eher im unteren Bereich des Medians bewegt. Ab Mo/Di wird der Spread dann erheblich breiterund ein Median ist eigentlich kaum mehr auszumachen. Dabei bewegt sich der Hauptlauf dann eher im oberen Drittel der Rauchfahne. Bis Sonntag tauchen so gut wie keine Niederschlagssignale auf, ab Montag nehmen diese dann aber deutlich zu.

FAZIT: Ruhiges Hochdruckwetter bis einschließlich Sonntag bei meist sommerlich warmen, aber angenehmen Temperaturen, erst zum Sonntag hin im Südwesten eventuell zunehmende Wärmebelastung. Zu Wochenbeginn zunehmend große Unsicherheiten: Die Varianten reichen in der erweiterten Mittelfrist zu Wochenmitte von heiß und teils kräftigen Gewittern bis hin zu maximal mäßig warm und unbeständig.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Signifikante Wettererscheinungen stehen im Mittelfristzeitraum keine auf der Agenda. Rückseitig einer schwachen Kaltfront frischt der Wind am Donnerstag im Nordosten böig aus West bis Nordwest auf, die Böen bleiben aber noch wohl unterhalb der markanten Warnschwellen.

Die Wärmebelastung dürfte ab Sonntag zumindest im Südwesten wieder zunehmen. Über das Ausmaß und die Andauer können aber noch keine verlässlichen Aussagen getroffen werden.

GFS und ICON deuten ab Sonntag, vor allem aber am Montag im Vorfeld einer Kaltfront von Südwesten her wieder eine zunehmende konvektive Aktivität an, die dann mindestens markante Begleiterscheinungen aufweisen dürfte, eventuell aber auch unwetterartige; IFS will davon aber zunächst so gut wie nichts wissen.

Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-EPS



VBZ Offenbach / Dipl.Met. Jens Winninghoff